Sonntag, 18. April 2010

Mouled El-Hussein

Mit Taxifahreren soll man ja nicht über Politik oder Religion reden und genau in eine solche auch noch mit Stau unterlegte Begleitsituation musste ich geraten als ich auf dem Weg zum Mouled bin. Der Herr Taxifahrer sprach sehr gut englisch und konnte nicht genug Weisheiten über mich ergießen. Ich bin natürlich sehr interessiert an seiner Meinung zum Rauchen, über die Gottlosigkeit der Europäer und Amerikaner und ich höre mir abenteuerliche Geschichten an, mit denen er sein Wissen untermauert. Also in Deutschland sind ja alle sehr vernünftig und man darf nicht mehr Rauchen und wenn jemand raucht, darf man den mit Schuhen schlagen (?!). Die Quelle seines Wissens konnte er mir nicht Preis geben, oft jedoch wurde der Koran als Quelle herbeigezogen, beispielsweise um die Kringel um den Mond herum zu erklären. Auch erklärt mir jener Mann, dass die Sufisten Spinner seien und das man diese Veranstaltung verbieten müsse, denn mit Glauben habe das nichts zu tun. Die Sufisten verknüpfen ihre Religion mit Mystik, was erst mal nur nach Märchen klingt und nicht nach Aberglauben. Es ist viel Polizei in der Stadt und diese begleitet angeblich seit einigen Jahren die Festivität, denn der Staat sieht eben jene Mouled nicht mehr so gerne.
Ich versuche mal kurz zu erklären, um was es eigentlich geht. Mouled ist das Fest. El-Hussein ist der Enkel von Mohammed, welcher ja der Religionsstifter des Islams ist. Das Fest findet am Geburtstag zu Ehren des einen Enkels von Mohammed, Imam El-Hussein statt, er ist eine zentrale Figur des schiitischen Glaubens und lebte bis 680 n.Chr. Das Ehrenfest findet hier in und um die El-Hussein Moschee statt, wobei nicht ganz sicher ist, ob der Märtyrer, der in einer Schlacht gefallen ist, auch tatsächlich hier begraben wurde.



Die Vorbereitungs- und Anreisezeit geht schon Tage vorher los. Die ersten Camper bemerke ich fünf Tag vor dem eigentlichen Tag, dem 13.04.2010, einem Dienstag. Zwischen 16 bis 24 Uhr tobt die Stadt, allerdings tanzen schon in allen Nächten zuvor Menschen ausgelassen bis weit nach 24 Uhr. Tausende Pilger aus ganz Ägypten kommen an diesen Tagen in die Stadt um zu beten und zu feiern.






Männer, aber auch Frauen tanzen sich in Trance, ähnlich wie bei den Derwischen, jedoch gleicht der Tanz einem mit den Armen ausholenden Schwanken und keiner vollen Drehung. Es sieht in jedem Fall sehr entrückt aus und wenn die Leute dann richtig in Fahrt sind, dann wird geweint, gelacht und geschrien und die Plätze oder Hinterhöfe und Räume in denen gefeiert wird gleichen kleinen Kulturfestivals.


 Viele dieser Menschen kommen aus dem Süden des Landes und sind Sufi Muslime. Sie tragen traditionell Galabaya in grüner, beiger, grauer und brauner Farben. Auf mich wirken diese Menschen sehr glücklich und beschwingt. Ich werde eingeladen Brot und Käse zu essen und Tee zu trinken. Über eine moderne Verstärkeranlage wird in ein Mikrofon gesungen, gebetet, gelacht und musiziert. Männer sitzen im Vordergrund, die Damen abseits, aber auch sie sind voller Energie und reichen Tee und Tanzen wild.

Die Menschen schlafen im Freien in der Stadt um die Al Azhar Uni und um und in der El-Hussein Moschee, aber auch weiter außerhalb sind alle Plätze oder noch nicht fertiggestellten Häuser belegt. Ein kleines bisschen mit einem Tuch abgetrennt oder sogar mit einem Segeltuch kann man dann überall ein blicken. Sie sitzen, schlafen, beten, essen, musizieren, singen. Sie sind sehr entspannt und wirken auf mich ausgelassen und ausgeglichen, tolerant und gradlinig. Als ich in ein Zelt eingeladen werde, um Brot und Tee zu teilen, werden Witze erzählt und man redet viel über Al-Hussein und preist Allah und das geht nahtlos auf in Gesang und Tanz und Schwung.

Wer sind jetzt wieder Sufis?

Ich versuche das mal ganz knapp zu machen: Sufi bezeichnet eine ehemals asketische Randgruppe des Islams. Heute steht Sufi immer in einem Satz mit Mystik. Etymologisch  betrachtet steht das Wort für ‚rein‘, im Sinne von Reinheit und frei von Fanatismus, Dogmatismus, Egoismus, Aberglaube, Unwissenheit, Schichtendenken. Klingt alles sehr sympathisch und deshalb kriege ich auch Tee und kann mich relativ frei bewegen. Allerdings mit der Bewegung ist das so eine Sache, denn es ist so voll, dass, wenn man kurz springt bleibt man hängen und wird durch die Masse mitgetragen. Das oberste Ziel der Sufis ist Gott so nahe zu kommen, wie es eben geht. Sufis sind bekannt für Bescheidenheit, Selbstlosigkeit und Disziplin.
Die Sufi organisieren sich in einzelnen Orden, die nach ihren Begründern benannt werden, welche ‚Tariqa‘ genannt werden. Tariqa bedeutet ‚Weg‘. In Zusammenhang mit dem Sufismus bedeutet es ‚der Weg auf dem der Mystiker wandert‘. Man reist zusammen in seinem Orden zu Gott, auf demselben Weg. Derwische praktizieren den Sufismus und gelten als Quelle der Klugheit, der Heilkunst, der Poesie, der Erleuchtung und der Weisheit.
Aber an dieser Stelle mache ich auch mal Ende. Wen das interessiert, dem kann ich gerne einige Bücher empfehlen oder der mag sich eben mit Wikipedia Wissen versorgen.
In der El-Hussein Mosche liegen tausende von Menschen, viele von ihnen schlafen. Wenn man nun auf das auf das vermeintliche Grab des Hussein zusteuert wird man automatisch in die richtige Richtung ‚gedrückt‘. Selbstständiges Laufen ist nicht und Fotografieren schon gar nicht. Der Raum selbst riecht mach Moschus, der versprüht wird und es ist picke-packe voll von Pilgern, so dass auch nicht darauf geachtet wird wohin denn der Moschus versprüht wird, ergo rieche ich wie ein Pfingstochse.

1 Kommentar:

  1. Von einem ägyptischen Sufi auf seinem Weg zum unbefleckten Schlumpf: Ihre Worte sind Scheisse. Bitte ueberpruefen Sie Ihre Quellen bevor Sie so einen Schwachsinn veröffentlichen. Teezak hamra.

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