Mittwoch, 19. Oktober 2011

x x x wald





Lange angekündigt, tut sich etwas Neues. Meine neue Arbeit hat bislang keinen Namen, ich führe sie aber unter dem Titel 'xxx wald' ohne groß das Thema zu treffen. Als 'Kleidungsleichen' ist das Thema geboren und nimmt jetzt 4 Jahre später langsam Gestalt an. Ich bin selbst überrascht, dass ich bereits 2007 die ersten Bilder, damals noch digital, dazu gemacht habe. 
'Kleidungsleichen' habe ich all die Kleidungsstücke genannt, die mir auf der Strasse aufgefallen waren und, wie Zucker in der Blutbahn, Emotionen auslösten, meist mit einer negativen Konnotation. Meine Gedanken sind da sehr schlicht, wenn ich eine Strickjacke auf der Autobahn sehe oder ein Slip in einem Waldweg.
Das dazu aber auch etwas anderes gehören kann, dass wusste ich damals noch nicht. Natürlich können diese Dinge immer noch Überbleibsel von grauenvollen Ereignissen sein, meine Spur führte mich aber in eine ganz andere Richtung. Verstärkt fand ich Kleidung an Parkplätzen auf Autobahnen. Stöckelschuhe, Röcke, Perücken, Brillen, Schuhe, ...
Die Fundstücke dort waren dann sehr vielfältig bis außergewöhnlich und eingebettet in benutzten Kondomen und Taschentüchern. Was man alles an einem Parkplatz auf einer Autobahn finden kann, das sieht man nur tatsächlich wenn man durch Zäune steigt und kleinen Trampelpfaden nachgeht. Plötzlich erschließt sich einem eine neue Welt, die unbekannt und düster vor einem liegt mit Protagonisten, die sich in Dunkelheit hüllen. 
Diese Menschen möchte ich vorstellen mit vorsichtigen Portraits und atmosphärischen Bildern der Orte, ebenso gibt es das 'temporäre Möbel' und natürlich nach wie vor die 'Kleidungsleichen'. Die 'temporären Möbel' dienen den Benutzern und auch Bauern zweckdienlich.
2007 hatte ich diese Reihe so erdacht, dass ich auch einmal Bilder ohne Menschen machen wollte, nach langem Diskutieren und Recherchieren steht plötzlich ein Mann vor mir im Wald, der nichts tut als dort inmitten von Gebüsch zu stehen und um ihn dieses tiefgrün-bläuliche Licht und er steht inmitten hunderter gebrauchter Taschentücher, da stehe ich 20 Meter da hinter und bin beeindruckt und weiß: 'Natürlich! Das ist das Ausrufezeichen in meinen Bildern! Es geht nicht nur um Spuren von Menschlichem es geht um die Menschen selbst.'
Portraits wird es aber dennoch keine eindeutigen geben, denn hier sei die Person geschützt. Es ist nicht meine Absicht jemanden bloß zu stellen oder pure Nacktheit zu zeigen. Also keine Angst beim Betrachten und allerdings auch keine Erwartungshaltungen, die etwas Sexuelles sehen wollen, auch wenn der Akt in den Bildern vollzogen wird.
Und noch etwas... Ich möchte keine Empfehlung daraus machen, die Orte, die ich zeige aufzusuchen. Zum Schutze beider Seiten.