Dienstag, 4. Mai 2010

Wieder frisch....

Die Bilder werden später noch ausgetauscht. Im Moment gibt es nur Lo-Res.

Daniel Rode bringt mich also raus bis 6th October City, was uns nach großstädtischem Kairo durch einen echten Grüngürtel fahren lässt, als wir Mohandessin im Osten hinter uns lassen. Am liebsten würde ich diesen grünen Gürtel mit dem Rad erkunden, es ist flach und ländlich, jedoch sind in der Entfernung bedrohlich nahe die hohen Ziegelstein-Wohnhäuser, die z.T. wohl wild entstehen, ich nenne sie auch schon 'Wildwuchs', denn sie haben kein Fundament und einen Sturm würden sie nicht aushalten. Aber zunächst sieht man davor schon noch ein bisschen Grün – das Auge hat überhaupt die Möglichkeit in die Tiefe zu gehen, klar kann man das von jedem Hochhaus auch aber hier ist man auf dem Boden und die Palmen kann man fassen.
Dann bricht diese Landschaft ab. Es folgt Wüste. Die Wüste ist zunächst Wüste und dann aber wieder bebaut. Wir kommen an riesigen Compounds vorbei, das sind umzäunte Häuserblöcke mit sauberen Straßen, ein bisschen sehr geordnet und sortiert, das Ganze mit Einfahrt und Wächter. Eine heile Welt für die etwas Betuchteren die Ruhe suchen. Um mal eine mögliche Villa zu zeigen diesen Link anklicken, diese steht allerdings in New Cairo. Ich untersuche das aber noch genauer.
Die Familie Sawiris ist eine wohlhabende koptische Familie, deren Firma Orascom u. A. Touristenzentren und Wüstenstädte baut, sie haben, wie ich gehört habe, auch die Finger in der Telekommunikation und vielen anderen Bauprojekten weltweit. Samih Sawiris ist einer von drei Brüdern, deren Vater die Firma begründet hat. Sie investieren auch in Umwelt und Artenschutz. In den Wüstenteil in den nun ich mit Daniel befahre baute Sawiris Haram City, ich habe aber auch schon Pyramid City gehört, was bedeutet, dass man an klaren Tagen die Pyramiden von hier in Gizeh sehen kann. Haram City ist ein soziales Bauprojekt mit Raum für 50.000 Wohnungen und einkommensschwachen Familien. Man sieht den Unterscheid sofort.
Haram City ist nicht einfach ein Compound, sondern weist alle Merkmale einer kleinen Stadt auf, mit Möglichkeiten des Einkaufs, einer Moschee, kulturellen Einrichtungen, ärztlicher Versorgung  und einem Marktplatz. Auch gibt es Platz für 80 Ateliers, in einem arbeitet Daniel. An Straßenecken gibt es die Möglichkeit auch ein Geschäft zu betreiben, was vorteilhaft für die Arbeitsplatzschaffung ist. Die Bewohner der Compounds müssen sich meines Wissens nach aus ihrem ‚Safe Place‘ bewegen um in einer Mall einkaufen zu gehen. In Haram kann man leben. Es gibt ebenso slumähnliche Gebilde neben Wohnhäusern. Alles ist erlaubt. Man hat die Wohnhäuser sogar versucht mit Kuppeldächern zu versehen für ein natürliches Klima im Haus und in Anlehnung an traditionelle Bauten.
Um Haram herum gibt es quadratkilometerweit neue Straßenzüge mit Häusern im Entstehen, und diese stehen denn tatsächlich erst einmal leer. Aus dem Ballungszentrum kenne ich es, das auch schon, sobald Etagen zu erkennen sind, dort gehaust wird.


Diese Reihenhaussiedlungen werden scheinbar erst komplett fertig gestellt wenn vermietet wurde, denn das meiste steht im Rohbau und um die Ecke schieben Bagger den nächsten Platz frei und man erkennt neue Straßen und das alles so weit das Auge reicht. Man fragt sich wer soll hier wohnen, gibt es so viele Menschen? Eine schräge Faszination packt mich und ich mache Bilder von den leeren, neuen Straßen.
Nachdem ich nun auch diesen Teil des Großraums Kairo mitgenommen habe setzten wir uns rechtzeitig vor dem großen Stau wieder stadteinwärts in Bewegung. Wir trinken noch einen Kaffee in Mohandessin im Apartment von Daniel und seiner Frau in der 13. Etage eines Wohnhauses mit Ausblick auf eben jene Brücke und Straße, die wir gerade zurückgefahren sind. In der Weite sind die Silhouetten der Pyramiden auszumachen, wenn man hinab schaut auf die Häuserdächer glaubt man jeder Mensch hat seine eigene Satteliten-Schüssel.


Dann gehe ich zu Andreas Paasch und er ist, obschon er wie immer arbeitet, verschnupft. Also laufe ich weiter, gehe zum Sport und im Anschluss treffe ich Denis Dailleux. Ich merke erst jetzt heute ist Künstlertag.
Denis und ich treffen drei Jungs, die wir auf einem Boot Richtung Königsgarten kennengelernt haben. Man erwartet uns in einer unbefestigten kilometerlangen Einkaufsstraße weit im Norden Kairos die fast letzte Station auf der Linie 1 der Metro ‚Ezbeth El-Nahkl‘. Wir laufen und laufen und befinden uns plötzlich in einer Kirche wieder, denn diese Jungs sind Christen und wollen uns erst einmal ihren Pfarrer vorstellen. Dann gehen wir in eine Muckibude und Denis macht Fotos von einem der Dreien, so wie das abgesprochen war.


Ich beobachte einfach nur und mache Quatsch mit den anderen Beiden, zudem muss ich ständig beantworten, was hier gerade passiert und wer wir sind. Ein Pulk von Menschen ist jetzt aber auch langsam nichts Neues mehr für mich. Ich bin mittlerweile zu müde um noch an ein Bild denken zu können und nachdem Denis fertig ist verabschieden wir uns und die Jungs wollen dass ich wiederkomme und sie auch fotografiere, ich teile mit dass ich das gerne tun würde, allerdings nur weit, weit weg von einer dieser Muckibuden. Sie lachen und wir verabreden uns für kommende Woche Montag. Ich gestehe ich hatte ja auf dem Weg ein paar Ideen für Bilder, hatte aber genug mit den letzten 15 Stunden und meinem Bleistativ und der Kamera auf dem Rücken. Ich geh ins Bett.
Nein doch nicht, Paul kommt noch auf ein Bier vorbei und wir sabbeln auf dem Balkon bis um 3 Uhr.

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