Was Zuverlässigkeit betrifft schneidet der Ägypter leider eher schlecht ab. Man verabredet sich und dann schreibt man SMS und telefoniert und wenn man dann am verabredeten Ort steht, ist man gerne mal alleine. Also immer schön Tag mit vielen Terminen füllen, denn jeder zweite könnte klappen.
Da ich dann mal eben wieder Zeit habe, gehe ich mit meiner Möhrchenbringerin (Vermieterin) die gerne mal mit einem Tellerchen geschnittener Apfelstücke oder Möhren um die Ecke kommt, zu einem dem großen Sportclub um die Ecke, vielleicht darf ich dort auch aktiv werden, ohne Mitglied zu sein. Eine Mitgliedschaft kostet hier ein Vermögen und das nicht nur für ägyptische Verhältnisse.
Später fahre ich nach Heliopolis raus, das ist ein Vorort Richtung Flughafen, wo auch eine der Residenzen von Mubarak steht, um einen Bekannten zu treffen.
Der Tag danach: Sport nur für Mitglieder aber das Essen im Club ist sehr gut. Der Club irrsinnig groß und man darf sogar Schießen (Mitten in der Stadt!), dazu Muckibude, Squash-Courts, Tennis, Fußball, Jogging, etc. Super lecker sind die frisch gepressten Säfte, die es nicht nur dort gibt, aber probiert habe ich sie hier. Mangosaft und Zuckerrohrsaft.
Heliopolis habe ich denn nun auch gesehen und es ist fantastisch von der Architektur, erinnert mich sehr stark an Budapest. Die Gebäude haben europäische, arabische und auch maurische Elemente und die Straßenzüge sind sehr übersichtlich, die Häuser maximal 4-Stöckig. Rein fotografisch für mich eher uninteressant. Sehr westlich-orientierte Menschen mit einer großen Kirche und der Ain-Shams Universität. Aber das war ja noch nicht alles. Denn der Bekannte dort wohnte nämlich gar nicht dort, dachte aber ich wüsste ein gutes ägyptisches Bier zu schätzen, was es eben nur dort gäbe.
Er selbst wohnte noch weiter außerhalb in Nasr-City, einem Viertel das in den 60er Jahren entstanden ist, sehr breite Straßen hat, das Internationale Fußballstadion beinhaltet und überhaupt ist es der wohl größte Vorort von Kairo. Ich befinde mich in Mitten einer Wohnsiedlung die etwa Plattenbauten-Charme besitzt aber eben nur 8-Stöckig ist. Der Blick aus dem Fenster spiegelt das eigene Wohnhaus hundertfach. Dazwischen große, karge, staubige Plätze, für Autos die hier eher fehlen und dazwischen laufen dann wilde Hunde und Katzen durch die Nacht. Die Straßen sind nicht wirklich befestigt und die Schlaglöcher kommen Talähnlich daher. Der Komfort liegt in der Wohnung selbst, das sehr günstig ist und neben einer funktionierenden Dusche alles beherbergt, dass auch das Europäer-Herz höher schlagen lässt, das den sozialen Wohnungsbau aus den 60er Jahren eben kennt.
Die Rückfahrt mit dem Taxi glich mal wieder einer Reise in einer verrückten Rakete. Bremse? Ach was, ein Loch wird sich schon finden. 110km/h in der Innenstadt, kein Problem, man kann ja die Passanten beiseite hupen. Schlaglöcher? Kein Ding, einfach eine Vollbremsung und schauen was die Achse hält.
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