Mittwoch, 31. März 2010

Neue Worte vom alten Mann…

Ich bin ein schrecklicher Blogger. Keine Kontinuität, obschon das zeigt, dass ich beschäftigt bin. Fünf Tage ohne ein frisches Wort bedeutet dann aber auch, dass mir die Füße weh tun vom Laufen und genau das, habe ich herausgefunden, ist einer der Schlüssel sich bemerkbar zu machen mit der Kamera. Ich bin also Mr. Kodak in meinem Kiez und bin sehr viel auf der Straße. Situationen ergeben sich manchmal spontan.

Jetzt sitze ich frisch geduscht höre die neue Against Me-CD und der Espresso köchelt im Hintergrund. Das Leben könnte es nicht besser meinen, denn heute hatte ich einen wirklich großartigen Tag, rein Fotografie-technisch. Dazu aber später mehr, denn ich habe noch einen Termin später am Tag mit einer Sängerin.

Ich beginne kurz mit dem Geschehen von vor 4(?!) Tagen, nachdem ich Hamdy El-Arabi getroffen habe. Der Sonntag war leider wieder gespickt mit leeren Versprechungen. Also brachen die Termine weg. Am Abend habe ich dann aber noch den größten Ägypter kennengelernt, den ich bis dato gesehen habe. Ich vermeide auch künftig Namen und Details, ich möchte niemanden ins Gespräch bringen, falls das nicht vorher abgesprochen ist. Der riesige Mann spricht nicht nur fließend deutsch sondern, auch noch englisch, französisch, spanisch und italienisch, eben arabisch und zudem lernt er portugiesisch, ich bin mächtig beeindruckt, denn er ist 26 Jahre.
Wir sehen uns wieder und ich hoffe dann etwas über seine Welt zu erfahren, einem Vorort, den ich noch nicht kenne.
Und der Abend geht zu Ende mit meinem deutschen Kumpel, den ich hier mal aus datentechnischen Gründen P! nenne.
P! und ich können gut trinken und lachen und auf Konzerte gehen. Das taten wir auch am folgenden Abend. Im Jazz Club in Mohandessin lauschen wir am Montagabend einer netten TripHop-Elektro-Indie-Rock-Band namens Bikya aus dem angrenzenden Viertel. Alles gut, bis die Querflötenspielerin aus Deutschland ihre Töne ins Mikrofon pflöt-pfeifft. Sie hatte lange wallende Locken, blond. Eine elfenhafte Aura und war sowieso am besten schnell wieder fort.
Mohandessin ist in den 50er Jahren entstanden. Grenzt südlich an Doqqi, wo ich lebe, aber irgendwie ist dann alles zusammen wieder Mohandessin, wobei das ja nicht Kairo ist, aber irgendwie auch dann doch wieder. Ich glaube, ich könnte fast sagen, die westlichen Stadtteile einschließlich der Insel Zamalek verhalten sich zu Ost-Kairo wie West-Berlin zu Ost-Berlin. Der Westen ist etwas reicher, als der Osten und es ist aufgeräumter, hat aber auch nicht den Charme.
An diesem Tag habe ich aber nicht nur Bier getrunken sondern war schon wacker auf den Beinen und habe Besorgungen für meine ‚Möhrchengeberin‘ erledigt und dies war direkt wieder eine gute Chance. So habe ich Honig gekauft und Ahmed kennengelernt, der ihn verkauft in einem Wagen an der Straße. Er spricht recht gut englisch und den Honig will er mir erst schenken, nach dem wir eine Stunde reden, er mich wiedereinlädt ihn dort bei der Arbeit zu besuchen und weitere Bilder zu machen.
Das mit dem ‚Schenken‘ ist hier so eine Sache. Es gibt die dreimal-Regelung. Das bedeutet, er sagt, dass er mir den Honig schenke und ich lehne das ab. Da sagt er, er meine das ernst und ich lehne bekräftigend ab. Dann sagt er, dass ich dieses nicht ablehnen könne, denn ich sei nun ein Freund und von denen nimmt man kein Geld und dann kommt die dritte vehemente Verneinung des Angebots so mit Mimik und so und wir haben es geschafft und ich DARF den Honig bezahlen. Das geht sehr oft so. Einige schrappige Menschen würden jetzt denken ‚Spitze! – So mache ich das jetzt immer‘ Das Problem hierbei ist, dass sich der gute Ägypter sogar auf Monate hinaus verschulden würde, nur um freundlich sein zu können, falls man eben gewillt ist, so eine Einladung anzunehmen. Ich hab da von Fällen gehört…
Also freue ich mich in den nächsten Tagen Ahmed wiederzusehen und erneut Bilder machen zu dürfen. Toller Kontakt und alles rein zufällig.
Später schreibe ich einen zweiten Teil, aber jetzt muss ich Kippen kaufen gehen und meine Gedanken sortieren, denn von hier ab überschlagen sich die Ereignisse. Also Ahoi… bis zum zweiten Teil!

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