Mittwoch, 19. Mai 2010

... das vergangene Wochenende in Alexandria...

Kaufrausch beginnen oder Café-Tour machen? Das sehr geschichtsträchtige und geschäftstüchtige Alexandria spricht mich erneut nicht so sehr an. Diesmal bin ich nicht zum Planschen hier, sondern mit zwei Männern verabredet, die ich fotografieren will und aus Kairo kenne. Leider gestaltet sich das als ‚eher schwierig‘ und die Termine rutschen weiter über den Tag nach hinten bis zu morgen. So sitze ich dann echt in einem Café und das kann ich nicht mal genießen, denn irgendwie geht es von meiner Arbeitszeit ab. Warten, dass der Tag beginnt.
Da ich in einem ‚billigen‘ Hotel abgestiegen bin konnte ich auch schon ein Frühstück genießen. Ich hatte die Wahl zwischen ‚Oriental‘ und ‚Intercontinental‘ Breakfast. Ich wähle ‚Intercontinental‘ denn dazu gehört ein Kaffee. Eine unglaublich dicke Frau betritt den Raum, vor sich mit weitausgestreckten, massiven Armen ein riesiges rundes Tablett, sie lacht, knallt das Tablett auf den Tisch, serviert heiße Bohnen mit Zitrone und Kaffee mit Milch (Igitt!) Sie gluckst und sagt ‚Interoriental‘, dann lässt sie zum Bohnenpamp noch ein hartgekochtes Ei rüberwachsen, aber ohne Salz. Ich muss echt lachen, ich würde wirklich gerne mein Gesicht gesehen haben.

Wenn man so Zeit hat….

Neben mir im Frühstücksraum sitzt ein altes Ehepaar mit dem Rücken zu mir, beide dem Fenster zugewandt, was ein gutes Licht auf folgende Situation wirft. Ich versuche zu erraten, wie alt sie wohl sind, er gebückt im Anzug, sie mit Kopftuch und Brille, sie schauen wie um die 70 aus, aber ihren Bewegungen nach haben sie die 80 passiert. Sie haben einen zärtlichen Umgang miteinander. Blicke und kleine Gestiken, man kennt sich eben.
Der Mann isst auch die Bohnen aus dem Napf (Foul). Es handelt sich um Fava- oder auch Saubohne genannt. Die Böhnchen werden in ihrem dicken Saft erst mit der Gabel zermanscht und mit Zitrone beträufelt und anschließend mit Brot geschaufelt. Er verteilt schon während des Manschens die Pampe über den Napfrand auf den Tisch und besudelt den Tisch und die nähere Umgebung, also seine Anzugärmel, während sie ihren Tee ‚zurecht macht‘. Ein Glas mit schwarzem Tee, das zur Hälfte in ein umstehendes Glas geleert wird. Die Hälfte die sie vor sich stehen hat wird nun mit 5 Süßstoff versehen und aufgefüllt mit Dosenmilch. Er hat mittlerweile die Foul-Pampe an den Händen und in einem größeren Radius durch seine Ärmel verteilt. ‚Sie‘ trinkt das Glas halbleer und als sie erneut das nun halbvolle Glas versucht aufzufüllen mit Dosenmilch, schmunzelt er und versucht sie mit seinem rechten Foul-Arm aufzuhalten. Er raunzt etwas und hält sie liebevoll am Arm. Sie grinst und füllt Tee nach und ein bisschen Dosenmilch. Er hat nun auch sie eingesaut mit dem Bohnenmus. Aber sie scheinen das nicht zu bemerken.
Eine Tortenschlacht hätte nicht effektiver sein können.

Die Nacht vor dieser werde ich von Karam zu einer Stippvisite eingeladen durch Alexandria. Zurück im Hotel: Ventilator an / Schnupfengefahr, Ventilator aus / Mückenalarm. Ergo: Ich stelle das Gerät auf Schnupfen. Der TV läuft und schaltet sich aber dank Stromausfall nach nur wenigen Minuten aus. Morgens in der Nasszelle kann man das Wasser kalt (rot) oder eiskalt (blau) haben. Ich wähle schnupfenfreundlich ‚rot‘.

Karam ist hyperaktiv. Er ist 20 und lebt mit seiner Familie in Alexandria. Er geht zur Schule und versteht nach nur kurzer Zeit, was ich für Lichtstimmungen auch hier in Alexandria suche, er redet in einer unglaublichen Geschwindigkeit englisch und setzt dieses lustige a- oder e- vor einige Worte, was die Ägypter gerne machen. Beispiel: ‚I e-must tell you a-something about the girl with a-golden hair’
Das klingt sehr fließend aber auch deshalb sehr irritierend und fremd.
Letzten Endes fotografiere ich ihn, weil die beiden Typen dann abspringen und es ist schade, aber auch nicht zu ändern. Meinen zweiten Abend verbringe ich dann in Agamy mit Benedikt, einem Deutschen (oder man kann sogar Dortmunder sagen), wir sitzen in der Strandbar und quasseln, währen Stromausfall ist. Das Bier schmeckt gut. Wir suchen immer noch nach Menschen, die wir beide kennen sollten, aber finden erneut keine. Ich habe ihn in Kairo auf einem Hoteldach kennengelernt und bei meinem letzten Aufenthalt in Alex mit Paul, haben wir in seinem Chalet am Strand gewohnt.
Am nächsten Tag verlasse ich Alexandria.

1 Kommentar:

  1. versuche alex mit verschiedenen leuten, zu verschiedenen zeiten zu erkunden. ich habe es lange auch nicht gemocht. irgendwann hat es klick gemacht und jetzt trage ich schöne erinnerungen mit mir herum.
    liebe grüße, konstanze

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