Montag, 3. Mai 2010

Ich muss jetzt für mich den Überblick behalten, weshalb es jetzt etwas kalendarisch zugeht.
Letzte Woche Dienstag (27.04.) bin ich nach Nasr City rausgefahren, welches ich schon erkundet habe, stelle aber fest hier leben sehr nette, aufmerksame Menschen. Diesmal treffe ich einen jungen Ägypter der lange Zeit in München gewohnt hat und wir trinken einfach nett Kaffee und manchmal ergeben sich neue Möglichkeiten und gute Informationen beim Gespräch.
Bei meinem Rückweg und wegen der Sparmaßnahmen die ich eingeläutet habe laufe ich diese wahnsinnige Strecke fast ganz zurück bis Stadtzentrum.
Ich teile mal Kairo grob in die westlichen Stadtteile Mohandessin und Doqqi und dann eigentlich die Stadt die mit Kairo zusammengewachsen ist Giza mit den Pyramiden, Nilgebiet mit den Inseln Zamalek, Roda und meiner schönen landwirtschaftlichen Insel Dahab oder El-Manyal. Im Süden befinden sich Maadi und New Maadi. Östlich vom Nil hat Kairo das größere Gebiet, wobei von Norden nach Süden Shubra, Ramsis, Downtown, Ataba, Garden City, Islamic Cairo und noch weiter östlich Abbasiya, welches ich noch gar nicht kenne liegen. Dann quasi östlichst liegen Nasr City und davon nördlich Heliopolis. Und dann gibt es noch New Cairo, wo ich auch noch hinfahren muss. Was will ich damit sagen? Langsam erschließt sich mir diese Stadt und ich kann tatsächlich einfach in die Richtige Richtung laufen ohne Karte und Kompass, was dann aber wieder in kleinen Teilen wie Islamischen oder Koptischen Viertel misslingt.
So laufe ich also von Nasr City über die Tariq Al-Nasr am International Convention Center, am Internationalen Fußball Stadion und am Denkmal für namenlose Soldaten vorbei. Nirgends darf ich ein Bild machen, denn höflich wie ich bin, frage ich immer erst. Zwei Polizisten machen sich einen Jux mit mir und wollen, dass ich sie fotografiere, der eine spricht englisch und sagt ‚Nur zu, mach schon‘ und ich entgegne mutig ‚Nee, dann steckt Ihr mich ins Gefängnis‘, so lachen wir dann alle und ich gehe weiter.
Am Abend wieder daheim treffe ich mich später noch mit Kegham Djeghalian, einem 25-jährigen  Künstler, der so vielseitig ist, aber dabei nicht oberflächlich, im Gegenteil. Er zeichnet, fotografiert, installiert, entwirft usw. Wir reden viel über seine Projekte und ich stelle fest dass er wahnsinnig feinfühlig ist. Ich weiß jetzt wirklich nicht, was mich mehr beeindruckt hat seine Selbstreflektion oder seine Werke selbst. Noch habe ich auch keinen Internet Auftritt gefunden, der ihn etwas genauer vorstellt.
Nach dem Treffen falle ich aber mal endgültig tot ins Bett.

Am Mittwoch dem 28.04. erkunde ich erneut die Insel Zamalek. Und lande dann irgendwann in einer Straße, wo ich von einem Menschen auf Englisch angesabbelt werde. Er kommt aus der Schweiz und kümmert sich um den Aufbau der Blutbank in Kairo. Er nimmt mich mit zu einem Expat Treffen. Expat steht für Expatriates und bedeutet einfach nur Ausgewanderter, das umfasst eben alle Nationalitäten die sich dann hier zusammenfinden. Da ich nichts weiter vorhabe gehe ich eben mit und treffe Menschen aus der ganzen Welt die sehr ungezwungen miteinander umgehen, stelle aber fest, dass ich eher den Eingeborenen suche als den Ausländer, der sich nur deshalb hier mit einem solidarisiert, weil man ja zusammen im Ausland ist. Das Treffen ist jedoch witzig und es gibt hier genauso schillernde Charaktere wie auf dem Traumschiff. Paul kommt auch noch und bringt mir einen Pullover mit denn wir sitzen hier in der achten Etage auf dem Dach des Nil Hotels und es ist wahnsinnig kalt. Am Ende rede ich dann doch noch mit einem ‚Eingeborenen‘ und zwar so interessiert, dass wir die letzten sind, die gehen. Ich gehe noch zur Toilette und suche dann den Kollegen, aber der hat ohne Verabschiedung das Haus verlassen. Merkwürdig. Hat er was falsch verstanden und hält mich jetzt für unhöflich, weil ich scheinbar gegangen bin? Oder habe ich nicht deutlich genug gesagt, dass ich zur Toilette bin? Keine Ahnung. Ein Rätsel.

Am Donnerstag dem 29.04. treffe ich Daniel Rode, der mich von zu Hause mit seinem Jeep abholt. Er ist ein Künstler aus Deutschland und lebt mit seiner Frau hier seit nicht allzu langer Zeit. Daniel habe ich auf einem Geburtstag kennengelernt und wir haben einen gemeinsamen Bekannten, meinen Dozenten. Gestern bei dem Expat Treffen war er wieder da und wir verabreden uns, damit er mir sein Atelier, welches in der Wüste liegt,  zeigt.
Leider muss ich an dieser Stelle abbrechen, denn das Schreiben kostet mich immer viel Zeit und jetzt habe ich schon wieder eine Verabredung. Vielleicht kann ich heute Nacht, nachdem ich bestimmt wieder einiges erlebt habe, die letzten Tage weiter aufarbeiten.

1 Kommentar:

  1. Sehr, sehr, sehr gute Bilder. Viel Erfolg noch bei der Diplomarbeit. :)

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