Natürlich ist das Mouled schon ein paar Tage her und seither gab es auch eine Menge Dinge die passiert sind. Am Dienstag habe ich mit Paul noch einmal versucht die Festivitäten zu besuchen aber das Zurechtfinden ohne Einheimische Hilfe ist erschwert und zudem war es viel zu voll auf den Straßen, so voll, dass man nicht mehr gehen konnte und selbst ein Taxi wäre nur ein Sitzplatz gewesen und kein Transportmittel.
Am Donnerstag habe ich mir Maadi bei Tageslicht angeschaut und habe dort ein paar Bilder gemacht. Ich bin von einem jungen Mann abgeholt worden, der sehr klug war und mir einige Denksportaufgaben gestellt hat. Er sagt z.B. er würde sein Land niemals verlassen wollen, weil er es sehr liebt und nur zu emigrieren, um Geld zu verdienen, fände er unfair, denn seine Ausbildung hätte er ja auch hier genossen und er wolle versuchen Teil einer Veränderung zu werden, um seinem Land besser dienen zu können und ihm im Endeffekt wieder auf die Sprünge zu helfen. Er ist sehr realistisch und weiß, dass das ein harter Kampf wird, aber er wolle es dennoch versuchen. Er hat sehr gemäßigte Ansichten und natürlich kommt auch er aus einer Schicht, wo er das Denken gelernt hat. Oftmals ist nicht das selbstständige Denken gefragt, sondern nur das Funktionieren. Er hofft auf die neuen Präsidentschaftswahlen, die in jedem Fall Ägypten verändern werden. So oder so.
Maadi also bei Tag und es gibt hier einiges zu sehen, es scheint gar nicht Kairo zu sein, denn man hat ob der Architektur oftmals den Gedanken man befindet sich in Südfrankreich oder der Toskana. Diese Gegend, die von vielen Amerikanern und Europäern bewohnt wird, zeigt auch eine modische Vielfalt, die ich hier so noch nicht bemerkt habe. Wenig Traditionelles, dafür viele Farben. Aber auch hier gibt es die weniger reichen Gegenden und es gibt die berühmten Ossmann Buildings, Hochhäuser direkt an der Nil-Corniche, von denen ich hoffentlich noch mehr berichten kann, erst einmal muss ich den Bawaab (Hausmeister) bestechen, damit ich dort rein darf. Eine eigentümliche Mischung dieses Maadi.
Auch ein gehobenes Eckchen ist Garden City. Direkt mittig gelegen vom Dreh- und Angelpunkt Kairos, ist nochmal etwas feiner und hat neben den ganzen Hotelresidenzen, die nilnah in den Himmel ragen auch sehr viele Botschaften und Regierungsgebäude. Nicht besonders spannend, aber für ein rundes Bild einen Gang wert.
Am Donnerstag verlasse ich mit Paul Kairo und wir nehmen den Zug nach Alexandria, der 2,5 Stunden Richtung Nordwesten fährt. Die 2. Klasse ist schon sehr komfortabel. Der Zug pünktlich. Das Ticket kostet E.G. 35,- etwa € 5,-. An Bord nur meine digitale Kamera, denn dies ist ein 3-Tagetrip zum Planschen.
In Alexandria angekommen nehmen wir ein Taxi nach Agamy, das eine halbe Stunde westlich von Alexandria liegt und einen schönen Strand haben soll. An einem anderen Abend haben wir einen deutschen Auswanderer getroffen, der dort lebt und dieser hat uns nun sein Chalet am Strand angeboten. Bis dorthin wusste ich nicht was ein Chalet ist. Aber auch sonst bezeichnet der Ägypter seine Wohnung als Villa, die Vorstellungen divergieren da etwas der deutschen gegenüber.
Tag eins Meer: Bounty-Reklame pur. Weißer Sand mit nur wenig Abfall durchzogen und das Meer ist türkis und nicht kalt und endlos, bis zum Petroleumhafen, wo die großen Tanker liegen. Es hat schon seinen sehr eigenen Charme, das meine ich nicht negativ, man sollte das echt gesehen haben.
Tag zwei: Nach einem kleinen Umtrunk in deutscher Gesellschaft und Einheimischen gehen Paul und ich zu Bett. Der Nächste Tag beginnt, wie der letzte, Strand, Sonne, Meer. Und genau aus diesem Grund reichen mir auch zwei Tage Strandurlaub, ich muss was sehen, ich muss mich bewegen und zwar weiter als von links nach rechts auf dem Badehandtuch. Wir brechen um 17 Uhr ab und nutzen die kleine graue Wolke um nach Alexandria zurückzufahren, um von dort aus ein Zug nach Kairo zu bekommen.
Aber mit Nichten! Der Zug sei ausgebucht oder vielleicht doch eine Möglichkeit erster Klasse zu fahren, gäbe es. Aber am anderen Schalter. Ich mach es kurz von 9 Schaltern haben wir 7 gesehen und haben nicht verstanden wieso wir so arrogant verarscht wurden. Zwei österreichische Ladies kommen uns zur Hilfe und beide sprechen sehr gut arabisch und auf einem tut sich doch noch die Möglichkeit auf, den Stanzapparat zu bewegen, den man für ein Ticket in Bewegung setzen muss. Na klar, es war nach 17 Uhr, die hatten einfach keinen Bock mehr und sagen dann, alles voll. Ein bisschen verständlich, wenn man hört was ein Bahnbediensteter verdient. Eine Auskunft darüber von welchem Gleis der Zug geht, bekommt man dann vom Station Manager, der aber gerade auf dem Tisch schlief! Und man soll ja keine schlafenden Hunde wecken. Im Zug angekommen fahren wir erster Klasse obschon wir nur zweite bezahlt haben und der Zug ist leer. Bis zur nächsten Station da füllt er sich dann etwas und wir brauchen dann am Ende über 4 Stunden, für eine Strecke die vorher nur 2,5 Stunden gedauert hat. Erklärungen gibt es keine.
In den folgenden Tagen sehe ich mir eine Zeitungsdruckerei an, in die ich rein stolpere, versuche mit meiner Möhrchenbringerin zur Insel D’Ab zu gelangen, wir scheitern aber an Unverständnis, Feluke statt Fähre, dann Wind und Regen, die Feluke bricht ab und wir sind nach 45 Minuten immer noch an der falschen Seite des Nils. Jetzt kenne ich wenigstens den Weg und bin in den nächsten Tagen dann wieder dort.
Bei Regen scheint hier alles hysterisch zu werden, naja eigentlich ist es wie in Deutschland wenn wir plötzlich Sahara-Sand abbekommen oder Schnee. Hier ist es dann etwas lustiger für so ein Thema wie Regen, was in meinem Leben ja Alltäglichkeitswert hat. Die Menschen hier verhalten sich fast hysterisch, rennen weg, Kinder hüpfen im Regen, Autofahrer suchen verzweifelt den Schalter für die Wischanlage und der Wischer schmiert, denn, meistens hat diese Wischanlage denn auch nur Wasser nötig, statt inne. Die Fahrbahnen werden rutschig bis glatt. Der feuchte Sand lässt die Autos über die Fahrbahn rutschen und alles gleicht noch mehr einer unendlich großen Autoscouter-Anlage.
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