36° Die Sonne knallt unerbittlich und ich bin alleine wegen meiner sehr blass roten Haut gezwungen eine kleine Pause einzulegen. Also heute gibt es keinen 12 Stunden Marsch. Der Nießer und der Huster sind tapfer und schauen sich jede interessante Ecke an, die der Führer hergibt. Wir haben ein sehr schönes Frühstück zusammen gehabt mit Rührei und frischem Orangensaft.
Meine größte Aufregung für den Tag soll sein, dass ich um 18 Uhr meine Negative abhole mit einer Low Resolution CD, von der ich dann wenn die Bilder was geworden sind, direkt welche in den Blog stellen kann. Jetzt wird die Seite wieder bunter.
Es ist vielleicht mal wieder Zeit über eine Eigenart zu berichten. Thema heute:
Mimik und Gestik
Der Ägypter an sich hat ein melancholisch nachdenkliches Gesicht, so finde ich. Ich will mal nicht von Mandelaugen oder so einem Quatsch reden, denn ich mache ja keine Rassen-Studie. Wenn ich einen Menschen frage, ob ich ein Bild machen kann, dann stellt sich die/derjenige hin und schaut, gar nicht unbedingt in die Kamera. Es gibt hier nicht den Gedanken ‚Cheeeeeese‘ zu machen und ein bisschen freundlich lächelnd die Linse zu fixieren. Man spielt nicht mit seinem Gegenüber sondern ‚Ist‘. Ich habe mehrfach darüber nachgedacht, wie ich denn den Ägypter in Pose bringe, und zwar so, dass es nicht nach Pose aussieht, aber das brauche ich gar nicht. Die Menschen posieren nicht, vielleicht weil sie es nicht gewohnt sind oder auch verwundert sind wie lange es dauert bis ich mit meinem Belichtungsmesser durch ihr Gesicht gefuchtelt bin, dass eben gerade die totale Verwirrung in ein sehr neutralen, eher melancholischen Gesichtsausdruck mündet. Die Jugend hier allerdings posiert wiederum extrem, da kann man schon mal das Gehabe von Eminem, Snoop Dogg oder Michael Jackson wiederfinden oder der Klassiker hier ist, einen Daumen oder eine Faust an oder unter sein Kinn zu legen, wie bei einer Statue aus der griechischen Antike. Sehr schön.
Auf meine Mimik versuche ich sehr genau zu achten und zwar den ganzen Tag. Ich bin immer freundlich bis lächelnd und das kommt gut an, denn Mr. Kodak hat immer gute Laune und scheinbar überträgt sich das Wiederspiegeln direkt auf meine Laune, denn ich war hier noch nie schlecht drauf und überhaupt schon nicht weil irgendjemand mir blöd gekommen wäre. Vorsicht Klischee-Satz: ‚Die Menschen hier sind total freundlich und hilfsbereit‘. Ich merke nur, dass ich große Menschenansammlungen wie die Basare nicht länger als eine Stunde machen kann, denn danach habe ich dann genug lächelnd und dankend die dargebotenen Tauben, Schlangen, Tomaten und Bananen abgelehnt. Dann gehe ich an den Rand rauche eine Zigarette und ab geht es wieder mit frohem nikotinerfrischtem Blut zu den nächsten Tomaten und Schlangen.
Das Fixieren von Menschen auf der Straße ist nicht machbar, also Starren geht gar nicht. Benimm wäre tatsächlich den Blick auch zu senken, aber dann sehe ich ja nix. Also dezent. Die jüngere Generation habe ich gemerkt, schaut man einfach lange an und entfacht mit seinem eigenen Gesicht ein Grinsen und dann wird man auch sofort gegrüßt und es werden Hände geschüttelt und sich mit Händen und Füßen unterhalten. Ich rede ja viel über Fußball, das kommt gut an, wahlweise auch über Autos. Und dann kommt die Kamera.
Bei Frauen belasse ich es gerne, mit dem schüchternen Blick aus den Augenwinkeln.
Die Gestik ist sehr anders, bestes Beispiel ist das Zeichen was man in Italien für ‚Arschloch‘ macht bedeutet hier: Moment – langsam! Ansonsten geht es sehr temperamentvoll zu. Es wird viel gebärdet und gefummelt. Die Rechnung bestelle ich mit folgender Geste. Die rechte Hand durchschneidet die Linke Innenhandfläche da wo Daumen und Finger sich trennen. Ein Kopfschütteln kann auch mal ‚Ich habe verstanden‘ bedeuten, was bei manch Taxifahrt zur Verwirrung führt.
Ja überhaupt die Taxifahrer und Fahrten, da werde ich mal ein anderes Mal drüber berichten…
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