Mittwoch, 28. April 2010

Ota II

Wow, bald Halbzeit. Erschreckend, wie schnell man in neue Strukturen finden kann. Man durchlebt angeblich drei Phasen in Kairo. Die erste euphorische Phase bedeutet wohl etwas wie Urlaub, die Psyche nimmt wahr, dass es eine Umstellung gibt. Urlaub vom eigentlichen Leben. Man findet alles prima und schön und alles schmeckt besser und duftet gut.
Die zweite Phase besagt wohl Depression. Die fehlte mir bis jetzt komplett. Es gab Tage an denen fühlte man sich unbehaglicher, aber nicht aus einem Gefühl der Angst, resultierend aus was für Gründen auch immer, oder aus Langeweile oder Heimweh, sondern eher weil man für Kontakte echt richtig viel Zeit investieren muss und wenn man nicht am Ball bleibt, dann ist man gar nicht da. Aber jetzt werde ich selbstlos beachtet, dazu später mehr.
Also kommt jetzt schon die dritte Phase oder stecke ich noch wo fest. Keine Ahnung, denn die dritte Phase ist die Gewöhnung. Ja, die gibt es. Ich kenne jetzt mein näheres Umfeld ganz gut, kann den Bawaab adäquat auf Arabisch Grüßen und die Zigarettenfrau an der Ecke weiß was ich will, viele winken in der Straße, wenn ich vorbei gehe. Der Apothekerjunge grinst immer und die Leute von gegenüber die den ganzen Tag auf der Straße sitzen freuen sich auch immer, wenn der Mann mit dem Rucksack vorbeiläuft und winkt. Die Routine verschlägt mich also jetzt in abgelegene Ecken, die ich eher nicht kenne. Aber auch hier ergibt sich langsam ein Gesamtbild von einem großen Kairo. Die Synapsen knacken.
Die Routine lässt mich Vorlieben haben, zum Thema Essen und Trinken, Entspannen und ich bin ja sogar in einer Muckibude hier eingeschrieben, mein einziger Luxus. Das glaubt mir wieder keiner, ich weiß, aber ich bin von Taxi auf die weitentfernte Metro umgestiegen und dazu gab‘s dann heute einen Bimsstein um die Male der ganzen Lauferei zu reduzieren.
So nun aber mal zu meiner neuen Familie: Ich habe ja schon von der Katze berichtet und hier auch mal ein Foto zum richtigen Zeitpunkt. Er ist also der junge Mann, der mich neulich eingeladen hat und dessen Vater ich getroffen habe und dessen Mutter Essen ich gegessen habe.



Teil zwei folgt nach einer kleinen Zigarettenpause...

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