Freitag, 9. April 2010

Mafish Mushkella

06.04.2010 Dienstag

Die Zeit rast. Die Woche ist wieder voll mit Terminen. Heute kann ich meine Filme nicht abgeben, denn der richtige Typ zum Entwickeln ist nicht dort. Er heißt Steve und ich treffe ihn morgen früh bei Kodak. Gerade habe ich nochmals alle meine Negative gereinigt und habe jetzt Musterbeispiele herausgesucht, die ich vorzeigen kann, damit man auch sieht, dass bei der Filmentwicklung falsch gelaufen ist. Keine Katastrophen, aber doch schon Patzer und auch ordentlich Fingerabdrücke.
Mit meiner wiedereingereisten Vermieterin rede ich lange und wir essen ein Eierbrot, war ja auch schließlich Ostern. Heute Abend übernehme ich abwechselnd das Führungsprogramm und nehme den Herrn Dailleux mit in die Makan Bar um seinen musikalischen Horizont zu erweitern.

07.04.2010 Mittwoch

Das Kodak Problem Teil II
Ich flippe fast aus als ich meine Filme abhole und es befinden sich wieder Streifen auf den Negativen. Irgendwie schaffe ich es immer entweder eine Kamera zu kaufen die nicht okay ist und die mir aus dubiosen Gründen 50 % meiner Fotos frisst, an deren Reparatur sich aber auch kein Feinmechaniker der Welt ran traut, weil er sich das Problem selbst nicht genau erklären kann.
Oder ich schaffe es eine Entwickler zu finden, der mir seine Gewürzgurkensoße über die Negative haut oder, oder, oder…
Streifen…Danach laufe ich 7 Stunden durch die Stadt in einem Riesenbogen zurück zu meiner Schlafstädte und steige eigentlich dann schon wieder ins Taxi, um einen Mann zu treffen, der Kairo auch gut kennt und mich wieder mit neue Tipps gibt. Anschließend geht es dann in die Townhouse Gallery mit meiner Vermieterin und wir trinken diverse Tees in einer sehr schönen Straße die unbedingt noch einmal in der Nacht mit Kamera aufsuchen muss. Noch nicht genug an diesem Tag, gehe ich zum Sport bis um 1 Uhr morgens.

08.04.2010 Donnerstag.

Mafish Mushkella
Der Wecker geht um 6. Das Taxi ist um 6 Uhr 30 mit Denis Dailleux da und heute fahren wir wieder zu einer Bodybuilding Competition, meiner letzten, so viel sei verraten, denn motivisch ist das sehr schnell ausgereizt. Also fahren wir mit dem Taxi zu einem Bus und treffen auf sehr viel Muckimänner, die auch nach Ash Sharqiyah wollen. Es ist eine kleine Stadt und nach dem der Bus nach 2,5 Stunden endlich kommt fahren wir auch gleich dorthin. Unsere Fahrt geht quer durch Kairo über Dörfer durch Zagazig, dessen Namen ich schon klasse finde. Ash Sharqiyah liegt nun ca. 100 km nordöstlich von Kairo an einem kleinen Flussarm vom Nil. Ein staubiges kleines Örtchen mit vielen Kindern.
Diese Kinder nun haben scheinbar noch keinen Mann gesehen der blaue Augen hat und über 1,90 m groß ist. Also versammle ich gerne Kinder um mich herum und bewege mich in einer Art Panzer aus Minderjährigen. Diese schauen mich an wollen mich berühren und machen Fotos mit dem Mobiltelefon von mir, das gerne beim Handschütteln und Arm auf den Rücken legen. Ich muss meinen Namen immer wieder auf Zettel schreiben und als ich beginne meinen Namen auf Arabisch aufzuschreiben bin ich der Star im Dorf. Die Bilder gehen von nun an so, dass ich irgendwelche Faxen mache, wie Hasenohren hinter dem Fotografierten Kind neben mir und dann wollen aber auch gleich alle. Ich habe fast mehr Spaß mit den Blagen als an der Competition. Im Ganzen zieht sich der Tag zäh dahin, denn der eigentliche Wettbewerb beginnt erst um 15 Uhr, also 16 Uhr. Meine innere Uhr passt sich langsam an. Mafish Mushkella. Kein Problem.
Der Wettbewerb nun geht recht fix. Nur 5 Stunden lang präsentieren sich Muckimänner aus ganz Ägypten und man findet hier und da auch mal die eine oder andere Spritze, die rumliegt. Meist in einem kleinen abgetrennten Raum auf einem Dach, das zum Anwesen gehört, wo das Ganze stattfindet. Das Dach kenne ich gut, denn hier finde ich minutenweise Entspannung bis ich wieder umzingelt werde von Kleinen.
Also gut es ist langweilig, zugegeben. Und ich trage ein T-Shirt, was mich nicht mehr warm hält. Mein Mittagessen ist eine Tüte Chips und dazu ein Hibiskus Tee. Die Nacht bricht ein um ca. 18 Uhr und es wird windig. Ab jetzt nur noch frieren und gar keine Bilder mehr machen. Dann um 21 Uhr werden wir wieder vom Bus abgeholt und das läuft dann hysterisch schnell ab, eigentlich werden wir getrieben, um dann aber wieder eine dreiviertel Stunde im Bus zu sitzen und auf, ich weiß nicht was, zu warten. Schließlich fahren wir aber und der nette Busfahrer macht auch gerne das Fenster zu, damit wir nicht erfrieren. Ich sitze ganz vorne in der Mitte sprich, wenn ich mich gerade setzte, dann schaue ich das Dach an, wenn ich weiter runterrutsche, um zu sehen, wie ich in den Tod gerissen werde, durch die unmögliche Fahrweise des Busfahrers, dann bekomme ich Rückenschmerzen und weiß nicht wohin mit meinen Beinen. Linderung verschafft mir aber dann nach nur 20 Minuten die Möglichkeit wieder auszusteigen, weil die Kupplung gerissen ist. So verbringen wir dann zitternd vor einem Shop einige Stunden und es gibt zum Abendessen wieder eine Tüte Chips. Hurra, diesmal jedoch mit Wasser statt Hibiskus Tee. Der Ägypter ist ein schneller Organisierer. Zunächst stehen 8 Leute um den Schaden herum und beschauen das Ganze, dann denkt einer nach. Wenn einer dann nachgedacht hat wird sofort umgesetzt und wirklich viele hilfsbereite Menschen schieben uns um uns wieder in Fahrt zu bringen zur nächsten Werkstatt. Diese ist so schnell am Werk, dass man staunen muss. Es wir geschweißt und gehämmert und nach ca. 30 Minuten fahren wir schon wieder weiter. Mafish Mushkella. Und ich darf wieder auf dem Mittelhöcker sitzen ganz vorne. Beim Versuch den Platz zu wechseln gab es dann Genörgel, denn das macht man nicht. Das ist nicht gut für meinen Rücken, aber bei einem bestuhlten Konzert ist das toll, denn man braucht nicht mal seine Jacke als Platzhalter dort zu lassen in der Pause. Das ist selbstverständlich für den ganzen Abend. Am Rande von Kairo angekommen, werden wir ausgeladen und wir suchen einen anderen Bus, der uns irgendwo in die City bringt. Wir, sind im Übrigen immer noch Denis Dailleux und die netten Muckimänner, die man ja nun auch kennt.
Angekommen daheim gehe ich wortlos sofort ins Bett.

09.04.2010 Freitag
Heute scheint es wieder etwas wärmer aber ich schone meine Füße, weil ich später vorhabe längerzeitige Belichtungen in einer Werkstatt Gegend zu machen.

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